Orgeln in der Lomnitzer Kirche

Seit wann gibt es die Orgel, die "Königin der Instrumente"?

Orgeln (lat. organum - Werkzeug, Instrument) gibt es schon seit dem 3. Jh. v. Christus. Zuerst waren es Wasserorgeln, die im byzantinischen wie auch im römischen Reich bei weltlichen und kirchlichen Festen gespielt wurden. Seit dem 8. Jh. widmeten sich auch im fränkischen Reich Mönche dem Orgelbau. Zu Anfang nur in Palästen, waren die Orgeln um 1300 auch in allen größeren Kirchen anzutreffen. Seit dem 17. Jh. sind sie technisch soweit ausgereift, daß man sie in fast jeder Kirche finden kann. Die Orgel gilt heute als das "königliche Instrument".

In einer Dorfkirche geht es natürlich nicht ganz so königlich zu. In verschiedenen Chroniken wird folgendes berichtet:

1650 Die erste Orgel kann in Lomnitz nachgewiesen werden. Hierbei handelte es sich um ein Positiv, eine kleine Orgel ohne Pedal, bei der der Spieler den Balg selbst trat.

1673 Eine neue Orgel wurde der Kirche "durch die Herrschaft verehret." (geschenkt) Diese hatte Herr Flecken, Orgelbauer in Dresden, gefertigt. Die alte Orgel wurde 1674 nach Ottendorf verkauft.

1717 Eine größere Orgel wird vom Orgelbauer Heidenreich gebaut. Trotz häufig notwendiger und immer teurer werdender Reparaturen wird die Orgel auch in der 1840/41 errichteten neuen Kirche wieder aufgestellt. Für eine neue Orgel fehlte vorerst das Geld.

1843 Eine "neue" (höchstwahrscheinlich gebrauchte) Orgel wurde durch die Gemeinde und das Kultusministerium

Dresden finanziert. Aber auch bei der neuen Orgel war das hölzerne, mechanische Werk dem Wechsel von sommerlicher Trockenheit und winterlicher Feuchtigkeit nicht gewachsen. Häufige Reparatur-, Reinigungs- und Stimmarbeiten waren notwendig. Dennoch diente diese Orgel der Gemeinde bis 1915.

1916 Am 9. Januar war Orgelweihe für unsere, noch heute stehende Orgel. Diese kam aus der Werkstatt der renommierten Firma Jehmlich in Dresden. Der Prospekt der alten Orgel war noch gut und blieb erhalten. Das Werk besitzt 19 Register. Es ist in pneumatischer Bauart ausgeführt, d.h. die Ventile werden durch Luftdruck gehoben. Davon versprach man sich geringere Wartungskosten.

Der Orgelsachverständige lobte damals das Instrument als preiswert und gut. Später wurde es jedoch als ein Werk aus Kriegszeiten eingeschätzt.

1939 Vom 23.02.1939 gibt es ein Angebot der Firma Eule in Bautzen für den Umbau der Orgel, ohne dass bereits Geld dafür bereit stand und vorbehaltlich der 1939 notwendigen behördlichen Genehmigungen für die Verwendung von Zinn und seinen Legierungen.

1940 In einem Gutachten wird die romantische Disposition der Orgel als unzeitgemäß und der Klang als schlecht bewertet. Für den nötigen Umbau forderte der Sachverständige kategorisch, den Auftrag keinesfalls an Jehmlich, sondern an die Firma Eule zu vergeben, als den derzeit kompetentesten Orgelbauer für den gewünschten Klang (barocke Disposition).

1941 Am 20.07.1941 erteilt der Kirchenvorstand den Auftrag für den Umbau der Orgel durch Firma Eule. Trotzdem kam es offenbar nicht dazu. Die heute vorgefundenen Register sind die alten und ein weiterer Schriftverkehr dazu wurde bisher nicht gefunden. Wahrscheinlich wurde damals nur ein elektrischer Winderzeuger eingebaut.

1944 Die Kriegsmaschinerie interessiert sich für sämtliche Buntmetalle. Ein ausführlicher Meldebogen muß ausgefüllt werden. Zur Abgabe der kleinen Zinnpfeifen kam es aber nicht. Und mit den großen nur aus Zink gefertigten Prospektpfeifen glaubte man offenbar nicht, den Krieg gewinnen zu können.

1955 Große Reparatur durch die Firma Eule. Nachdem das undichte Dach repariert war, wurden an der Orgel Feuchtigkeitsschäden behoben, verhärtete Ledermembranen ausgetauscht und das undichte Gebläse wieder in Ordnung gebracht.

1957 Große Holzwurmbekämpfung im gesamten Kirchenraum. Darunter leidet auch die Orgel.

1967 Die Firma Eule kann wegen Exportverpflichtungen ihren Wartungsvertrag nicht mehr uneingeschränkt wahrnehmen.

Später kommt es sogar zur Kündigung des Vertrages.

Die Orgel kann nur noch notdürftig erhalten werden. Kleine Reparaturen wurden von Orgelbauer Johannes Lindner aus Radebeul ausgeführt.

2002 Eine kleine Orgel wurde angeschafft. Da die große Orgel kaum noch genutzt werden konnte, spendete eine Lomnitzer Familie eine kleine, gebrauchte Orgel. Es handelt sich um ein Positiv der Firma Walcker. Für Konzerte reicht ihr Klang leider nicht aus, aber als Begleitinstrument und vor allem für die Gottesdienste ist somit bis zur Restaurierung der großen Orgel gesorgt.

2004 Die Jehmlich-Orgel war zuletzt unspielbar. Zu lange war es der Kirchgemeinde nicht möglich gewesen, grundlegende Reparaturen vornehmen zu lassen.

 

Vor der Kirchensanierung wurden die Orgelpfeifen und der Prospekt ausgebaut um weitere Schäden zu vermeiden.

Dieses Bild entstand zur Wiederöffnung der Kirche 2006. Der Prospekt wurde wieder aufgebaut. Die Orgelpfeifen blieben bis zur Restaurierung eingelagert.

2010 Die grundlegende Restaurierung der großen Orgel ist abgeschlossen.